Sonntag, 23. Mai 2010

Pfingsten und die Ökumene

Darmstadt (dpa/lhe) – Die biblische Pfingstgeschichte gibt nach Ansicht des Präsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, Antwort auf aktuelle Fragen. «Hier stehen viele Menschen mit ganz verschiedener Herkunft, Kultur und Sprache beieinander und verstehen sich, ohne einander gleich zu werden», sagte Jung nach EKHN-Angaben am Freitag in Darmstadt. Menschen müssten für ein friedliches Zusammenleben nicht gleich werden. «Die Vielstimmigkeit und die Verschiedenheit der Kulturen kann bestehen bleiben.» Dies hätten Christen beim Ökumenischen Kirchentag in München vorgemacht.


Hm, na ja! Also ich weiß nicht, ob offizielle Tolerenzbekundungen der Kirchenoberen die Kleingeister der unteren Ebene in den christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften überzeugen können? Ich glaube es nicht, dazu sind die Ressentiments oft zu groß.


Ein Beispiel! Vor Weihnachten wollte ich kleine Krippenfiguren, von denen ich an die hundert kleine Beutelchen von einem orthodoxen Kloster (um dieses ein wenig finanziell zu unterstützen) erworben hatte, einem evangelischen Kindergarten in Dessau zukommen lassen. Dies gestaltete sich schwierig, das heißt gar nicht, denn ich als Schenker war nicht gewillt erst dieses Spielzeug vom für den Kindergarten zuständigen Pfarrer und der Leiterin des Kindergartens auf „theologische“ und „pädagogische“ Unbedenklichkeit (?) prüfen zu lassen. Von meiner Schenkungsabsicht informiert, teilte mir der evangelische Pfarrer per Email mit: "…Unabhängig davon finde ich es sehr nett, dass Sie sich um Spielzeug für die Kinder unseres Kindergartens kümmern. Danke. Ob sich orthodoxes Spielzeug theologisch mit den Inhalten unseres evangelischen Kindergartens vereinbart, sollte im Zweifelsfall immer zuerst mit mir besprochen werden. Ob es pädagogisch brauchbar ist, kann Frau ….. (Kindergartenleiterin) besser einschätzen…"

Daß diese Berührungsängste gegenüber anderen christlichen Kirchen oder deren Produkten, wie eben besagten Krippenfigürchen, nach so vielen Jahren Ökumene noch bestehen, dies erstaunte mich schon sehr. Sonntagsreden auf dem Ökumenischen Kirchentag, gerade seitens der Evangelischen, klingen allerdings anders. Seit Jahren versucht man den Schwarzen Peter der römisch-katholischen Kirche zuzuschieben, die sich gegen ein gemeinsames Abendmahl mit den Evangelischen sperrt. Auf dem Ökumenischen Kirchentag in München feuerte die frühere Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, siehe auch meine Kolumne http://barrynoa.blogspot.com/2009/12/von-margot-honecker-zu-margot-kamann.html , einige Breitseiten gegen die römisch-katholische Kirche ab.


Besonders griff Sie die Haltung des Vatikans an keine Abendmahlsgemeinschaft mit den Evangelischen einzugehen, dies obwohl sie als Theologin ja genau Bescheid weiß, daß Eucharistie bei den in apostolischer Sukzession stehenden alten Kirchen etwas völig anderes ist als das Abendmahl der Evangelischen, es also völlig ausgeschlossen ist, daß die römisch-katholische Kirche diesen Grundpfeiler aufgeben kann. Es ist merkwürdig, die evangelische Seite verlangt seit Jahrzehnten, daß die alten Kirchen ihre Positionen aufgeben sollen, aber selber rückt man keinen Deut von den eigenen Traditionen ab, die man für fortschrittlich hält, wohingegen man den apostolischen Kirchen altmodisches Denken und Handeln vorwirft. Man rückt z.B. kaum davon ab, daß man einzig in dem geschriebenen Wort, der Bibel, den absoluten Mittelpunkt christlichen Glaubens sieht. Man beschränkt sich allein auf einen Sinn, das menschliche Hören. Glaubensvermittlung durch andere Sinne, wie das Sehen, z.B. Bilder, oder das Riechen (Weihrauch) werden verworfen. Heiligenverehrung, Marienverehrung, Glaubenserfahrung durch heilige Orte, Wallfahrten zu heiligen Orten, werden abgelehnt. Auch besteht eine große Distanz gegenüber heutigen Pfingsterlebnissen. Daß der Heilige Geist eben nicht nur sich so und so in der Apostelgeschichte des Lukas zeigte, sondern genauso auch hier und heute wirken kann, dem steht man skeptisch gegenüber. So werden also ebenfalls neupfingstlerische Christen als von der reinen Schriftlehre abweichende Exoten angesehen. Es ist also nicht so, daß allein die römisch-katholische Kirche an den bisher ausgebliebenen großen Schritten der Ökumene Schuld hat, sondern die allein auf die Schrift fixierten Protestanten tragen ebenfalls einen Großteil Schuld daran. Es ist allerdings auch zu fragen, ob noch mehr ökumenische Einheit als bisher schon überhaupt wünschenswert ist, ob nicht die derzeitige Vielfalt viel christlicher ist, als ein großer christlicher Einheitsbrei?

Daß Menschen nicht so einfach jahrhundertealte Traditionen über Bord werfen, ja daß sie wirklich sehr oft mehr als engstirnig sind, dies beweist mein Beispiel des evangelischen Pfarrers der so große Vorbehalte allein schon gegen Spielzeug hat, welches aus in einem orthodoxen Kloster stammt. Daß sogar Kirchen, die selber in der Diaspora seit Jahrhunderten leben, auf Kirchen herabschauen, denen es noch schlechter geht als ihnen selber, dies zeigen die Ausfälle der koptischen Kirche gegen vermeintliche Nestorianer. Obwohl längst bewiesen ist, daß die Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens keineswegs sich die nestorianische Christologie zu eigen gemacht hat, lehnen die Kopten eine Zusammenarbeit mit dieser Kirche ab, deren Mitglieder seit Jahrhunderten ein Martyrium nach dem anderen durchmachen mußten, wie sonst keine andere große Kirche. Obwohl die koptische Kirche keinen Anlaß hat den ersten Stein zu werfen, da sie selber genügend Grund hat sich zu schämen, tut sie das dennoch in Richtung vermeintlicher Nestorianer. Ein Hort der Freiheit, besonders für Kinder und Jugendliche, ist die koptische Kirche schon lange nicht mehr. Berühmt-berüchtigt sind die Sonntagsschulen und die vielen anderen Erziehungseinrichtungen die von der koptischen Kirche betrieben werden, wo mittelalterliche Züchtigungen von Kindern im Namen des Herrn an der Tagesordnung sind. Die Exzesse an diesen „christlichen“ Einrichtungen empören sogar mit Recht die islamischen Mitbürger und sie diskreditieren die Religion der Liebe, siehe z.B. den grauenvollen Tod eines Schülers, den sein Lehrer zu Tode prügelte, was aber nur die kleine Spitze eines riesigen Eisberges darstellt, siehe den Beitrag über die grauenvollen „Erziehungsmethoden“ in christlich-koptischen Schulen, u.a.: http://www.copticorphans.org/boy-dies.htm  

In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria hat ein 23-jähriger Mathematik-Lehrer einen elfjährigen Schüler (siehe Foto) im Klassenzimmer zu Tode geprügelt, wie die Tageszeitung Al-Masry Al-Yom berichtet. Grund: der Schüler habe seine Hausaufgaben nicht vollständig gemacht, dafür habe Haitham Nabil Abdel Hamid ihn bestrafen wollen. Durch die harten Bauch-Tritte des Lehrers brach der Junge zusammen und starb kurz darauf im Krankenhaus.


Oder das Martyrium eines kleinen Mädchens, welches an einer christlich-koptischen Schule von seinem Lehrer so auf die Hände geschlagen wurde (ein gängiges Erziehungsmittel an diesen Schulen), daß diese dauerhaft kaputt sind (siehe ebenfalls bei copticorphans.org).

Dieses entartete Christentum hat nun nicht das Geringste mehr mit der Lehre des Jesus von Nazareth zu tun, mit derlei „Christen“ eine ökumenische Gemeinschaft zu bilden, hieße eine entsetzliche Entartung des Christentums salonfähig zu machen.

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